Zeeland und die USA

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Zeeland hat eine lange Beziehung zu den Vereinigten Staaten. Diese begann bereits 1609, als Henry Hudson im Auftrag der VOC auf Expedition ging und die ersten Entdeckungen machte. Und auch heute noch besteht eine enge Verbindung, die sich bei der alljährlichen Verleihung der Four Freedoms Awards zeigt.

Die ersten Siedler

Im Jahr 1609 suchte die VOC eine Passage nach Asien und beauftragte den englischen Kapitän Henry Hudson, sie zu finden. Er versuchte es über den Nordpol, stieß dort aber auf undurchdringliches Eis. Und so fuhr er Richtung Süden. Damals dachte man, Amerika sei nur ein schmaler Landstreifen und er hoffte, dort eine Passage zu finden. Einen Durchgang fand er nicht, entdeckte aber einen schönen Hafen mit viel fruchtbarem Boden. Einige Jahre später ließen sich hier die ersten Siedler nieder.

Nachbau des Schiffes De Halve Maen aus dem Jahr 1989, mit dem Hudson nach Amerika segelte (Foto Roy Googin). Das Schiff fährt hier auf der Höhe von Manhattan.

Nachbau des Schiffes De Halve Maen aus dem Jahr 1989, mit dem Hudson nach Amerika segelte (Foto Roy Googin). Das Schiff fährt hier auf der Höhe von Manhattan.

Nieuw Amsterdam wird New York

Auf der Insel Manhattan wuchs die Stadt Nieuw Amsterdam. In der Nähe entstand auch eine neue Siedlung: Vlissingen. Heute ist Flushing ein Stadtteil im New Yorker Stadtteil Queens. Die Nachbarschaft ist für das Tennisturnier von Flushing Meadows bekannt. Auf diesen „Vlissinger” Wiesen trifft sich jedes Jahr im August die Weltspitze für die U.S. Open. Die Engländer hatten Nieuw Amsterdam im Visier. Sie eroberten die Stadt und gaben ihr ihren heutigen Namen: New York. Die Niederlande gaben nicht so schnell auf. Der zeeländische Admiral Evertsen eroberte die Stadt zurück, aber etwa eineinhalb Jahre später wurde die Stadt im Austausch für Suriname an die Engländer zurückgegeben.

Erste Handelskontakte

Inzwischen wurde von Veere und Middelburg aus eine Handelsbeziehung mit dem neuen Kontinent aufgebaut. Unter anderem wurde Tabak gehandelt. In Virginia gibt es noch eine Tabakplantage namens ‘Campvere’ (der alte Name für Veere) und eine namens ‘Middelburg’. Auf dieser Seite des Wassers gibt es also bleibende Erinnerungen an dieses Gewerbe.

Der Unabhängigkeitskampf

Der Amerikanische Unabhängigkeitskampf Ende des 18. Jahrhunderts erregte in Zeeland großes Aufsehen. Kaufleute aus Middelburg und Vlissingen konnten es kaum erwarten, ein Handelsabkommen abzuschließen. Aber die Staaten von Zeeland zogen es vor, keine Partei zu ergreifen – ein Krieg mit England war unmöglich zu gewinnen. Dieses Gefühl lebte auch in den Verwaltungskreisen der Niederlanden. Schließlich wurde 1782 die Unabhängigkeit offiziell anerkannt.

Einwanderer aus Zeeland

Im 19. und 20. Jahrhundert sind viele Zeeländer nach Amerika ausgewandert. Es waren hauptsächlich Bauern, Handwerker und Tagelöhner auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie gründeten oft ihr eigenes Unternehmen oder eine Farm auf der anderen Seite des Ozeans. Es bestand eine gute Transportanbindung an die Region der Großen Seen, in der sich viele niederließen (in den Bundesstaaten Michigan, Wisconsin und Illinois). Viele Zeeländer sind auch in Iowa gelandet. In Michigan gibt es sogar eine Stadt namens Zeeland. Es wurde von einer Gruppe von zeeländischen Einwanderern gegründet, die in den USA religiöse Unabhängigkeit anstrebten.

Handel und Industrie

Heute hat Zeeland enge Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten. Zeeländische Unternehmen mit amerikanischem Hintergrund bieten etwa fünftausend Arbeitsplätze in der Provinz. Dies betrifft vor allem Chemie und Lebensmittel, gefolgt von Maschinenbau und Dienstleistungen. Aber auch im 19. und 20. Jahrhundert gab es allerlei unternehmerische Initiativen. Der amerikanische Unternehmer Theodore Mace legte Ende des 19. Jahrhunderts den Grundstein für eine Lampensockelfabrik. In Middelburg wird noch an Lampen gearbeitet. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Pläne für eine Zeeland-Amerika-Linie. Dieser Plan kam nie zustande, aber er legte den Grundstein für die spätere Holland America Line, und das wiederum schuf Arbeit in Zeeland, wo an den Schiffen des Unternehmens gearbeitet wurde.

Aus der Lampensockelfabrik von Mace in Middelburg wurde Vitrite (ZB, Bilddatenbank Zeeland).

Aus der Lampensockelfabrik von Mace in Middelburg wurde Vitrite (ZB, Bilddatenbank Zeeland).

Die Roosevelts

Die berühmte Familie Roosevelt stammte höchstwahrscheinlich aus Tholen und deshalb hatten sowohl Präsident Franklin Delano Roosevelt als auch seine Frau Eleanor eine Verbindung zu Zeeland. Beide (sie waren entfernte Verwandte) stammten von Claes Maartenszoon van Rosevelt ab, der im 17. Jahrhundert von Oud-Vossemeer nach Amerika auswanderte. Eleanor stattete dem Dorf 1950 einen Besuch ab. In Oud-Vossemeer gibt es nur noch wenige alte Spuren der Familie Roosevelt. Ihr ursprüngliches Haus in der Raadhuisstraat ist verschwunden. In derselben Straße gibt es aber noch das Ambachtshuis, wo sich das Roosevelt-Informationszentrum befindet. Einen Katzensprung entfernt, bei der Reformierten Kirche, befindet sich das Kunstwerk „De Vier Vrijheden“.

State of the Union

Im Jahr 1941 hielt Roosevelt einen heute legendären State of the Union. Mit dieser Rede wollte er den Kongress davon überzeugen, dass die Vereinigten Staaten Verantwortung übernehmen und in den Zweiten Weltkrieg eingreifen sollten. In seiner Rede sprach er von den „Vier Freiheiten“: vier Grundfreiheiten, die jedem auf der Welt zur Verfügung stehen sollten: Redefreiheit, Religionsfreiheit, Freiheit von Not und Freiheit von Angst.

Four Freedoms Awards

1982 fiel der 200. Jahrestag der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und den Niederlanden mit Roosevelts 100. Geburtstag zusammen. Damals wurden die Four Freedoms Awards ins Leben gerufen. Für jede der vier Freiheiten wird jedes Jahr ein Preis verliehen, sowie der Internationale Four Freedoms Award (ein allgemeiner Freiheitspreis). Die Zeremonien finden abwechselnd in New York und im Middelburger Abteikomplex statt. Nelson Mandela, Angela Merkel und der Dalai Lama erhielten bereits diese Auszeichnung.

Middelburg und das Gedankenerbe Roosevelts

In Middelburg sind zwei Institutionen stark mit dem Gedankenerbe von Roosevelt verbunden. Das Roosevelt Institute for American Studies (1986) erforscht die amerikanische Geschichte. Außerdem befindet sich seit 2004 die University College Roosevelt in der Stadt. Zudem wurden Gastronomiebetriebe nach den Roosevelts benannt. Sie können im Roosevelt direkt neben der Abtei übernachten, wo alle zwei Jahre die Four Freedoms Awards verliehen werden. Fünf Gehminuten entfernt finden Sie Brasserie und Boutique-Hotel Eleanor.