Windmühlen

Geschichten Zeeuwse Ankers

Seit vielen Jahrhunderten sind die Windmühlen ein ikonischer Teil der Landschaft Zeelands. Ab dem 13. Jahrhundert spielten sie eine große Rolle bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Sie waren wichtige Maschinen der Wirtschaft. So wichtig, dass Müller kein freier Beruf war. Die Herrscher von Zeeland besaßen oft selbst Mühlen oder erteilten ,Mühlrechte’. Erst im 18. Jahrhundert wurde dies abgeschafft und das Spielfeld erweitert. Etwa siebzig Windmühlen sind erhalten geblieben. Sie heben sich deutlich von der flachen Landschaft Zeelands ab. Viele Mühlen sind noch in Betrieb und Sie können sie normalerweise während des Mühlenbetriebs oder am Nationalen Mühlentag (zweites Wochenende im Mai) und/oder das Open Monumentenweekend (zweites Wochenende im September) besuchen.

Mühle Nooit Gedacht in Cadzand während der festlichen Eröffnung 1981 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Foto O. de Milliano).

Mühle Nooit Gedacht in Cadzand während der festlichen Eröffnung 1981 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Foto O. de Milliano).

Die ersten Mühlen

Die ersten Windmühlen waren nicht annähernd so auffällig wie die Windmühlen, die es heute gibt. Diese Hand- und Pferdemühlen wurden von Mensch und Tier angetrieben. In der Handmühle wurden Steine übereinander bewegt und so ein Rohstoff (oft Getreide) gemahlen.

Gezeitenmühlen

Die ersten größeren Mühlen in Zeeland waren Gezeitenmühlen. Diese sind möglicherweise seit dem zehnten Jahrhundert in Zeeland zu finden. Bei Flut wurde Wasser in einem Becken (Spuikom) gesammelt. Bei Ebbe ließ man das Wasser aus diesem Becken über ein Wasserrad fließen. So konnte die Mühle zweimal täglich laufen. Das Wasser, das zum Betrieb der Mühle verwendet wurde, war auch für die Bodenreinigung (und damit für die Erhaltung) des Hafens verantwortlich. Vor allem im 13. und 14. Jahrhundert waren in Zeeland viele Wassermühlen in Betrieb, aber ab dem 15. Jahrhundert wurden sie allmählich von den Windmühlen ersetzt.

In Middelburg kann man in der Stadsschuur noch sehen, was aus der lokalen Gezeitenmühle geworden ist. Sie ist nicht mehr in ihrer ganzen Pracht zu bewundern, aber an gleicher Stelle befindet sich noch eine Schleuse und die Größe und Position des ehemaligen Wasserrades sind an einem Stahlmodell zu erkennen. Pfeile geben die Drehrichtung an.

Gezeitenmühle Middelburg (Erfgoed Zeeland).

Gezeitenmühle Middelburg (Erfgoed Zeeland).

Auch in Sas van Gent sind Reste der Gezeitenmühle erhalten. Sie finden sie in den Wällen. Und in Goes, an der Kleinen Kade 43, steht das Gebäude der ehemaligen Gezeitenmühle De Luie Elf.

Mühlen

Sie waren bereits hier und da in Zeeland gebaut worden, aber Windmühlen wurden erst im 14. Jahrhundert vollständig genutzt. Sie trugen maßgeblich zur Produktion von Nahrungsmitteln (Mehl, Gerste, Öl), Gebrauchsgegenständen (Planken, Leder und Schnupftabak) und Handelsware (Schokolade, Mehl, Öl) bei. Nach und nach wurden verschiedene Typen entwickelt, dank der Verfeinerung der Technologie hinter den Mühlen und der Verfügbarkeit von Materialien (zum Beispiel wurden die ersten Mühlen aus Holz hergestellt, aber später wurden weitere Steinmühlen gebaut). In Zeeland gab es Bockmühlen, Wippenmühlen, Paltrokmühlen, Top-Träger und ,Aanbrengertjes’. Einige dieser Arten kann man heute noch sehen. Es gibt noch vier Bockmühlen (in der Nähe von Kloosterzande, Retranchement, Sint-Annaland und Waarde) und in der gesamten Provinz findet man Oberträger (zum Beispiel in Kortgene, Sint-Philipsland und Kerkwerve-Moiaanshoofd).

Rückgang

Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Zeeland 185 Windmühlen. Danach ging die Zahl der Mühlen merklich zurück. Andere Brennstoffe und fortschrittliche Maschinen wurden verfügbar und Windmühlen waren oft nicht mehr wirtschaftlich. Schon damals waren die Menschen damit beschäftigt, Denkmäler zu bewahren, doch Windmühlen gehörten noch so zum Alltag, dass sie nicht als wertvolle Denkmäler galten. Dadurch sind viele Mühlen verschwunden. Getreidemühlen blieben in der Regel am längsten in Betrieb. Daher sind relativ viele von ihnen erhalten geblieben.

Mühle De Onderneming in Wissenkerke, links der Müller Rinus Verhage, 1994 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Kollektion Rinus Verhage).

Mühle De Onderneming in Wissenkerke, links der Müller Rinus Verhage, 1994 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Kollektion Rinus Verhage).

Mühlenkonservierung

Erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts engagieren sich viele Freiwillige aktiv für die Erhaltung und Restaurierung von Mühlen. Inzwischen gibt es in Zeeland noch mehr als 70 funktionierende Mühlen. Viele Mühlen drehen sich noch. Manche regelmäßig, andere eher sporadisch. Eine Mühle lässt sich nicht mit einem Knopfdruck einschalten. Die Segel müssen auf die Flügel gesetzt und die Mühle gut in den Wind gedreht werden – und das ist nur ein Bruchteil der Arbeit. Viele Müller arbeiten als Freiwillige energisch in verschiedenen Stiftungen zusammen, um dieses Erbe lebendig und funktionsfähig zu erhalten.

Neue Mühlen

Zeeland ist nun wieder ein echtes Windmühlenland geworden. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden vielerorts Windkraftanlagen gebaut. In Zeeland ist es fast immer windig, daher ist dies ein idealer Ort für sie, um Strom zu erzeugen. Mit ihren schlanken Metallmasten sind sie zwar weniger charmant, aber sie sind beeindruckend. Auf Neeltje Jans und auf Noord-Beveland entlang des Jacobawegs kommt man diesen modernen Windmühlen ganz nah. Das kräftige Peitschen der rotierenden Flügel ist schon von Weitem zu hören und ist beeindruckend. Auch abends können Sie Windmühlen betrachten. Auf dem Meer gibt es einen großen Park, dessen Lichter von der Ufermauer bei Westkapelle aus zu sehen sind.