Die regionalen Trachten von Zeeland
Fragt man jemanden, der nicht in Zeeland wohnt, woran er denkt, wenn er an die Provinz denkt, so fällt ihm oft die Tracht ein (nach Meer und Strand). Trotzdem wird das Straßenbild in Zeeland nicht mehr von Trachtenträger bestimmt. Die regionale Tracht von Zeeland ist jedoch gut erhalten und wird immer noch zu besonderen Anlässen getragen (Ringreiten, Sjezen und Straô). Die Kleidung ist nicht mehr auf der Straße, aber noch immer in den Herzen vieler Zeeländer.
18. Jahrhundert
Ende des 18. Jahrhunderts trugen Männer und Frauen auf dem Land in Zeeland die gleiche Art von Zivilkleidung. Frauen trugen eine Jacke, Buche (Brust und Rücken) und Stoff und mehrere Röcke übereinander. Eine Schürze ging über den oberen Rock. Außerdem trugen sie immer einen weißen Hut mit Ober- und Unterteil. Draußen trugen sie dazu noch einen großen Strohhut. Männer trugen Kniehosen und einen Hemdrock, manchmal mit einer Weste darüber. Sie trugen ein Halstuch um den Hals und außen einen Mantel und einen Hut
16 verschiedene regionale Trachten
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigten sich regionale Unterschiede in der Kleidung der Landbevölkerung. Am Ende hatte Zeeland nicht weniger als 16 verschiedene regionale Trachten. Zum Beispiel gibt es einen großen Unterschied zwischen der Tracht von Schouwen-Duiveland, wo elegante Schleiermützen getragen wurden, dem Land von Axel mit bemerkenswert hohen Tüchern für die Damen und dem Land von Cadzand, wo die Damen spitzenverzierte weiße Rahmenhüte trugen. Innerhalb eines Gebiets gab es zudem manchmal noch Unterschiede je nach Dorf oder Beruf, Religionszugehörigkeit oder sogar Familienstand.
Mode
Wie sich die Tracht entwickelte, hing mit allen möglichen Faktoren zusammen. Geld, aber auch die soziale Struktur waren ausschlaggebend. Eine geschlossene Gemeinschaft war nicht offen für äußere Einflüsse. Offene Gemeinschaften haben zum Beispiel leicht Einflüsse aus der Bürgermode übernommen. Das Land Cadzand und die nördlichen Inseln waren modebewusster, weil hier eine Elite reicher Bauern lebte. Sie hatten genug Geld, um ihre Kostüme mit modischen Neuerungen zu versehen.
Abgesehen von spontanen Modeerscheinungen gab es auch eine eher allmähliche Entwicklung der Mode. Jede Generation brachte ihre eigenen Veränderungen mit sich. Die Walcheren-Frauen zum Beispiel lassen in jeder Generation ein wenig mehr von ihrem Haar unter der Mütze hervorschauen. Die Ärmel ihrer Jacken wurden kürzer, die Röcke länger und das Dekolleté tiefer
Von der Farbe zur Einfachheit
Eine wichtige Entwicklung in der Mode war das Verschwinden der Farbe aus der Kleidung. Die frühen regionalen Trachten waren besonders farbenfroh. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschwand die Farbe aus den Trachten. Dies folgte wahrscheinlich einem Trend aus der zivilen Mode. Je dunkler die Farben wurden, desto mehr achteten die Frauen auf den Schmuck ihrer Kleidung. Sie brachten alle Arten von Dekorationen und Stickereien an. Auf Walcheren wurden die Brusttücher mehr geschmückt. In Axel wurden die Hüte mit Stickereien und Perlen verziert und wurden verzierte Schürzenschleifen angefertigt.
Schmuck
Schmuck spielte bei den Kostümen eine wichtige Rolle. Manchmal hatte ein Schmuckstück eine praktische Funktion (zun Beispiel Ohrringe, Nadel, Knöpfe und Schnallen). Für Herren sind die silbernen Hosen- und Schirmstücke, mit denen sie Bund und Schirm schließen, ein wichtiges funktionales Schmuckelement. Andere Schmuckstücke dienten lediglich der Verschönerung. Frauen hängten manchmal goldene Hutglocken an ihre Ohrringe. Sie trugen zum Beispiel auch eine oder mehrere Halsketten aus roten Korallen, Jett oder schwarzen Perlen.
Ein Schmuckstück hat in Zeeland ein starkes Comeback erlebt: der Zeeland-Knopf. Ursprünglich trugen Männer diesen fein geschmiedeten Gold- oder Silberknopf, später wurde er auch von Frauen als Schmuckstück (Hutnadel oder Brosche) verwendet. Zeeländer haben die Form des Knopfes umarmt, er ist jetzt überall zu sehen. Als Schmuck, aber zum Beispiel auch als Backform, Fahrradklingel oder Seife.
Status und andere Codes
Schmuck war ideal geeignet, um seinen Status zu zeigen. Dies war aufgrund des Materialeinsatzes und der Menge einfach möglich, aber oft gab es auch subtilere Codes. Zum Beispiel zeigten Frauen, die Ringe trugen, die größer als das Fingerglied waren, dass sie nicht arbeiten mussten. Man konnte auch mit der Kleidung zeigen, dass man reich war. Manchmal waren es edle Materialien, aber auch hier gab es Codes. Frauen, die viel Kleidung hatten, konnten es sich leisten, die Kleidung lange Zeit zusammengefaltet im Schrank aufzubewahren. So wurde eine scharfe Falte in der Kleidung zum Statussymbol. Kleidung und Schmuck zeigten zudem allerlei Informationen über den Träger. Zum Beispiel konnte man oft erkennen, ob jemand verheiratet war oder nicht, und es war auch an der mehr bescheidenen Kleidung zu erkennen, wenn jemand trauerte.
Kleidung für verschiedene Anlässe
Die Menschen trugen nicht immer die gleiche Kleidung – sie passten ihre Kleidung dem Anlass an. Es gab zum Beispiel Arbeitskleidung und Sonntagskleidung. Wenn gearbeitet werden musste, trugen die Menschen Kleidung aus billigem, aber festem Stoff. Schmuck wurde während der Arbeit auf ein Minimum reduziert. Die feinsten Kleidungsstücke und Schmuckstücke wurden für den sonntäglichen Kirchenbesuch aufbewahrt. Diese Kleidung war dazu bestimmt, zur Schau gestellt zu werden.
Verschwinden regionaler Trachten
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen die ersten regionalen Trachten zu verschwinden. Das lag zum Teil daran, dass die Gesellschaft weniger geschlossen wurde. In der Depression der 1930er Jahre und während des Zweiten Weltkriegs waren die regionale Trachten außerdem zu teuer. Seit 2003 gibt es keine Männer aus Zeeland mehr, die täglich regionale Kleidung tragen. Im Jahr 2013 waren noch 72 Frauen in regionaler Tracht unterwegs.
Erneutes Interesse
Während die Trachten auf dem Land verschwanden, interessierte sich die Außenwelt immer mehr für sie. So begannen Ethnologen bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ausrangierte Kleidung, Schmuck und Accessoires zu sammeln. Vieles ist daher erhalten geblieben, und sie legten den Grundstein für Museumssammlungen, die heute noch zu sehen sind, unter anderem im Historischen Museum De Bevelanden in Goes, im Museum Arnemuiden, im Museum Veere, im Museum Het Warenhuis in Axel, im Museumboerderij Goemanszorg in Dreischor, im Streekmuseum De Meestoof in Sint Annaland und im Zeeuws Museum in Middelburg.