Nachhaltig und kreativ aus Tradition
Zeeland hat noch viele Traditionen und Handwerke. Manche sind noch sehr lebendig, andere haben es schwerer – zum Beispiel, weil es keine Unternehmensnachfolge gibt. Aber gerade in dieser Zeit werden Traditionen und handwerkliches Können geschätzt. Alle Arten von kreativen Projekten und Unternehmen werden basierend auf zeeländischen Traditionen gegründet und die (nachhaltigen) Werte, die jahrhundertealtes Handwerk bietet, werden gut und manchmal auf völlig innovative Weise genutzt.
Das Verschwinden des Handwerks
Bis ins 19. Jahrhundert wurden viele Produkte traditionell von Hand gefertigt. Dann setzte die Industrialisierung ein und darüber hinaus verlagerte sich die Fertigung nach und nach in Industriegebiete. Wo man früher beim Schmied, Schreiner oder Holzschuhmacher alle möglichen Arbeiten durch eine Lehre bei der Arbeit lernte, entfernte sich das Handwerk zunehmend von der Gesellschaft.
Wiederbelebung
Doch es entstand Gegenbewegung. Das Handwerk steht wieder im Rampenlicht, weil es neue Perspektiven in Sachen Nachhaltigkeit bietet. Dieses Thema ist aufgrund des Klimawandels und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen weltweit aktuell. Es entspricht auch dem Trend, authentische, handgefertigte, lokale, einzigartige und umweltfreundliche Produkte zu wählen. In Zeeland, genau wie im Rest der Niederlande, boomen die handwerklichen Bäckereien und Bierbrauereien. Doch der Trend geht viel weiter. Auch typisches Zeeland-Handwerk erlebt ein Comeback.
Zeeländisches Kunsthandwerk von heute
Eines der Handwerke, an denen mittlerweile großes Interesse besteht, ist die Herstellung von Griffen fürPaeremessen. Der Beruf des Müllers wird seit mehreren Jahrzehnten von einer großen Gruppe von Menschen fanatisch neu ausgeübt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Freiwillige (die in der Gilde der freiwilligen Müller zusammengeschlossen sind), die sich zusammen mit verschiedenen Stiftungen sowohl für den Erhalt der Mühlen als auch für den damit verbundenen Beruf einsetzen. Holschuhmacher finden es schwieriger, Nachfolger zu finden. Sie stellen ein großartiges nachhaltiges Produkt her, das definitiv gefragt ist. Gleichzeitig ist die Suche nach einer Unternehmensnachfolge eine enorme Herausforderung. Derzeit sind in Zeeland zwei Holzschuhmacher aktiv. Die Firma Traas in Heinkenszand stellt sie maschinell her. Sie können Holzschuhe von ihnen im Geschäft oder online kaufen und sie auch für einen Rundgang besuchen. Boyd Rotteveel hat seine Werkstatt in Groede. Holzschuhe fertigt er immer noch von Hand. Er verkauft sie auch vor Ort und gibt Vorführungen für Gruppen.
Tradition und Kreativität
Die Frage ist, ob jedes Handwerk gerettet werden kann. Aber es ist klar, dass Handwerk und Traditionen, auch wenn sie nicht eins zu eins an die nächste Generation weitergegeben werden, eine Inspiration sein und somit die Grundlage für neue kreative Entwicklungen in Zeeland bilden können. Es gibt auffallend viele Spitzenköche aus Zeeland und daher viele Sternerestaurants in der Provinz. Diese Köche greifen nur allzu gerne auf klassische zeeländische Zutaten wie Schalentiere, zeeländisches Lamm oder salziges Gemüse zurück. Wer weiß, vielleicht wird die Schokolade aus Zeeland, die einst der Standard im Bereich der Süßigkeiten war, ebenfalls zurückkehren. Auf jeden Fall gibt es in der Provinz genügend Chocolatiers, die diesen Schritt wagen könnten.
Trachten
Die regionale Trachten von Zeeland wurden im Laufe der Jahre oft von der Außenwelt beeinflusst. Jetzt gibt es eine umgekehrte Entwicklung. Das Zeeuws Museum arbeitet mit Studenten aus Mode- und Designkursen zusammen, die sich von der regionalen Trachtensammlung des Museums inspirieren lassen. Und auf den Pariser Laufstegen sind die typischen Ohrringe aus Zeeland zu sehen. Zudem wird wieder viel mit traditionellen Materialien gearbeitet. Der aus Krapp gewonnene Farbstoff ist auf dem Vormarsch, ebenso der Flachs.
Zeeland-Knopf
Der Zeeland-Knopf ist das Paradebeispiel für zeeländische Trachten mit einer neuen Bedeutung. Dieser fein geschmiedete Gold- oder Silberknopf wurde ursprünglich von Männern getragen. Als noch alle Tracht trugen, war er schon ein flexibles Schmuckstück. Als Brosche und Hutnadel fügte er sich nahtlos in die Damenbekleidung ein.
Lange nachdem die regionale Tracht aus dem täglichen Straßenbild verschwunden war, hatte die bildende Künstlerin Tinka Leene die Idee, eine Backform in Form eines Zeeland-Knopfes herzustellen. In den folgenden Jahren wurden unzählige Produkte ,verZeeuwseknopt’ (von Seifen bis zu Fahrradklingeln) und viele weitere Produkte mit zeeländischem Flair herausgebracht, wie zum Beispiel Artikel mit den Zeichentrickfiguren Merien und Leuntje in zeeländischer Tracht. Gleichzeitig hat auch der Schmuck selbst wieder an Popularität gewonnen. Er hat das Interesse an authentischem Zeeland-Schmuck wiederbelebt, was wiederum Möglichkeiten für zeeländische Juweliere bietet. Authentische Zeeland-Knöpfe werden in neuem Schmuck wiederverwendet und es werden auch Armbänder und Ringe mit brandneuen Knöpfen hergestellt. So bleibt die Tradition in allen möglichen Bereichen sehr lebendig.