Wallburge

Geschichten Zeeuwse Ankers

Ende des 7., Anfang des 8. Jahrhunderts ging es Zeeland dank der Produktion von Salz und Wolle wirtschaftlich gut. Dies war die Zeit, als Wikinger die europäische Küste plünderten und auch Zeeland ins Visier nahmen. Als Reaktion darauf wurden in Zeeland Wallburge gebaut. Über den Bau dieser Verteidigungsanlagen ist noch vieles unklar. Unklar sind jedoch nicht die Spuren, die sie hinterlassen haben, auch weil Rekonstruktionen gebaut wurden.

Angriffe

Die Scheldemündung war Ziel vieler Angriffe. Walichrum (eine Siedlung bei Domburg) wurde überfallen und Zeeland war für einige Zeit sogar in Händen der Wikinger. Von hier aus unternahmen sie Überfälle auf England. Nachher wurde Zeeland dann wieder von Wikingern angegriffen, die sich in England niedergelassen hatten. Die Art der Angriffe änderte sich dann von kurzen Überfällen zu längeren Streifzüge, weiter im Landesinneren. Die Wikinger kamen hauptsächlich hierher, um Schafe zu stehlen.

Verteidigung

Die Bewohner des Scheldegebietes haben die Wallburge wahrscheinlich gebaut, um sich gegen diese Übergriffe zu verteidigen. In Zeeland geschah dies an fünf Standorten: in Oostburg, Oost-Souburg, Middelburg, Domburg und Burgh. Vielleicht wurde sogar das römische Kastell von Aardenburg teilweise als Wallburg umfunktioniert. Es ist nicht sicher, wer die Burgen gebaut hat. Die Initiative lag wahrscheinlich bei den örtlichen Herrschern und Mönchsorden, die Bevölkerung aber führte die Arbeit aus.

Die Wallburg von Oost-Souburg.

Die Wallburg von Oost-Souburg.

Bau

Die Ringwallburge waren recht einfach zu bauen. Sie wurden oft auf einer Anhöhe gebaut. Vermutlich wurde in der Mitte dieser Stätte einen Pfosten in den Boden getrieben und mit Hilfe langer Seilstücke Kreise gezogen – der Grundriss der Ringwallburg. Ein breiter Graben wurde ausgehoben und mit der ausgegrabenen Erde ein Erdwall gebaut. Darüber kam eine Palisade. Manchmal wurde die natürliche Umgebung verwendet. In Middelburg diente ein Teil des Flusses Arne als Verteidigungsgraben.

Fragen zu den Ringwällen

Ob die Ringwälle jemals zur Verteidigung gegen den Normannen verwendet wurden, ist nicht bekannt. Unklar ist auch, ob die Wälle alle im gleichen kurzen Zeitraum gebaut wurden und ob es sich tatsächlich um Fluchtburgen handelte. Es ist unbekannt, warum die Wälle auf Walcheren so nah beieinander liegen und solche unterschiedliche Größen haben. Es ist möglich, dass die Ringwälle auf Walcheren als Symbole der Macht konstruiert wurden. Und Ost-Souburg könnte möglicherweise ein Wikingerstützpunkt gewesen sein.

Bewohnung

Im 10. Jahrhundert zogen die Menschen in die Ringwälle. Sie wurden dann zu befestigte Siedlungen und verloren ihre Funktion als Verteidigungswerke, obwohl die Wallburg in Middelburg bis zum 13. Jahrhundert in einem mehr oder weniger verteidigungsfähigen Zustand gehalten wurde. Die Wallburg von Middelburg befand sich ungefähr dort, wo heute die Altstadt mit der Abtei ist. Die runde Form der Wallburg findet man noch im Stadtplan und den Namen in den Straßennamen wie Burggang und Walplein.

Burgh

Von allen Wallburgen in Zeeland ist Burgh’s die am besten erhaltene. Archäologen führten umfangreiche Forschungen durch und zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Wallburg in Burgh teilweise rekonstruiert. Der 50 Meter breite Wassergraben ist noch deutlich erkennbar, genau wie die Palisaden auf dem Erdwall. An der Stelle, an der damals vermutlich die Straße in der befestigten Siedlung verlief, wurde ein Holzsteg angelegt. So erreicht man leicht die Wallburg.

Direkt neben der Wallburg befindet sich das Museum de Burghse Schoole. Hier wurde eine Dauerausstellung über die Wallburg und die Wikinger eingerichtet. Auch gibt es ein Mockup einer Wallburg. Auf dem Schulhof neben dem Museum (Website ist in der niederländischen Sprache) gibt es eine ,Klappbank’, auf der man Erzählungen über die Geschichte von Burgh und der Wallburg hören kann.

Es gibt auch ein Video über Wallburgen (und insbesondere über die von Burgh; Video ist in der niederländischen Sprache), das für den Kanon von Zeeland gedreht wurde.

Luftbild Burgh mit dem Gelände der Wallburg, ca. 1995 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Foto A. Dingemanse).

Luftbild Burgh mit dem Gelände der Wallburg, ca. 1995 (ZB, Bilddatenbank Zeeland, Foto A. Dingemanse).

Oost-Souburg

Die „Südburg”, die auf Walcheren gebaut wurde, hat dem Dorf Souburg seinen Namen verliehen. Auch wurde die Ringwallburg von Oost-Souburg rekonstruiert. Ein runder Erdwall umgibt ein großes, leeres Feld. Da diese Wallburg erheblich kleiner ist als die anderen Burgen auf Walcheren, wird vermutet, dass dies auch ein Stützpunkt für die Wikinger selbst gewesen sein könnte. Ursprünglich hatte diese Wallburg nur ein Tor. Als die Burg ihre Verteidigungsfunktion verlor, zogen Menschen dort ein. Die Burg wurde sozusagen in vier Viertel aufgeteilt. Es gab jetzt vier Tore, und zwei Straßen kreuzen sich durch die Burg. Sie wurden aus Stücken von Baumstämmen oder Brettern hergestellt. Archäologische Forschungen haben sogar Spuren von Kanalisation unter diesen Straßen gefunden. Bei der Rekonstruktion wurde die Wallburg wieder so aufgebaut, wie sie ursprünglich war: mit nur einem Eingangstor.

Die Wallburg wurde in karolingischer Zeit (8. und 9. Jahrhundert) erbaut. In Anspielung darauf heißt der alljährliche Jahrmarkt von Oost-Souburg Karolingenmarkt. Dies ist ein Tag voller Aktivitäten und Veranstaltungen und einem traditionellen Flohmarkt auf dem Wallburg-Gelände.

Wandfragment einer Reliefbandamphore. Funde aus der Wallburg von Oost-Souburg, 1970-1971 (Erfgoed Zeeland, Bilddatenbank Archeologie).

Wandfragment einer Reliefbandamphore. Funde aus der Wallburg von Oost-Souburg, 1970-1971 (Erfgoed Zeeland, Bilddatenbank Archeologie).

Domburg

Auch dieses Dorf ist nach seiner Burg benannt: die Dünenburg. Die Überreste des Ringwalls von Domburg sind unter den Gebäuden und dem Dünensand versteckt. Viel gibt es nicht mehr davon zu sehen, aber umfangreiche archäologische Forschung zeigt, dass dies ein beeindruckender Komplex gewesen sein muss. An manchen Stellen war der Graben 50 und der Wall 19 Meter breit. Dies ist die einzige Wallburg in Zeeland, in der Funde gemacht wurden, die auf Kontakte zu Skandinaviern hinweisen. Zum Beispiel wurde eine wunderschön verzierte Schnalle gefunden, die heute im Archäologischen Depot von Zeeland aufbewahrt wird. Dies ist kein direkter Beweis für die Theorie, dass Wikinger hier Wallburgen gebaut haben könnten. Es kann aber auch sehr gut auf Handelskontakte mit Wikingern in friedlichen Zeiten hinweisen.